Kräuter & Verbindung zu Pflanzen – wie alles begann.

Warum mich die Faszination bis heute nicht loslässt.

Ich erinnere mich noch gut. Damals im Biologie-Leistungskurs (ich war 18) schrieb ich meine Facharbeit über ätherische Öle und ihre Wirkung. Ich stand stundenlang im Chemielabor der Schule. Kaufte Kamillenblüten, Lavendel und Rosmarin in der Apotheke. Baute mir eine Wasserdampfdestille.

Ich weiß noch genau, wie es sich anfühlte, als die ersten kleinen Tropfen destillierten Öls entstanden – ich erinnere mich besonders an die blauen Tröpfchen der Kamille. An das Staunen. Das Glücksgefühl.

Kamillenöl ist ein kostbares Geschenk der Natur: Für einen einzigen Liter dieses ätherischen Öls braucht es 300 bis 500 Kilogramm Blütenköpfe. Ich hatte vielleicht ein Kilo – das war nichts im Vergleich. Aber darum ging es mir auch nicht. Es ging nie um Menge.

Es ging ums Verstehen. Ums Spüren. Darum, die Pflanze kennenzulernen. Nicht nur ihre Wirkung – sondern ihr Wesen.

Diese frühe Erfahrung hatte ich fast vergessen. Bis sie vor einiger Zeit – wie von selbst – zurückkam. Heute arbeite ich wieder mit Kräutern. Ich trinke sie in Form von Tee. Ich binde Räucherbündel. Hänge sie zum Schutz in meinen Hauseingang - so wie es seit Jahrhunderten praktiziert wird. Stelle Tinkturen her. Ich räuchere mit ihnen. Lasse sie in meine Rituale einfließen. Ich spüre, wie sie Räume verwandeln. Und mich.

„Gegen jedes Leid wächst ein Kraut“, sagt man. Und ich glaube, das stimmt. Aber: Man muss sich mit ihnen auseinandersetzen. Die Pflanzen nicht einfach verwenden. Sondern sie kennenlernen. Denn ihre Kraft wirkt nicht auf Knopfdruck. Sie wirkt in Beziehung.

Genau das fasziniert mich. Dass Pflanzen nicht nur Mittel sind, sondern Lehrerinnen. Dass sie uns erinnern, entschleunigen, erden. Und dass sie uns auf eine sehr stille, sehr feine Weise zeigen, wie Heilung geschehen kann – im eigenen Rhythmus.

Für viele wirkt dieses Wissen fremd. Alt. Fast wie aus einer anderen Zeit. Und gleichzeitig ist es wohl das Natürlichste der Welt. Denn die Verbindung zwischen Mensch und Pflanze war schon immer da. Nur wir haben sie vergessen. Oder besser: verlernt.

Doch ich glaube, dass sie sich erinnern lässt. Nicht über Bücher. Sondern über Erfahrung. Über das Tun. Ein Blatt zerreiben. Den Duft einatmen. Den Tee nicht nur trinken – sondern ihm begegnen. Die Hände beim achtsamen Sammeln in der Erde zu haben. Mit der Pflanze in Beziehung gehen.

Vielleicht beginnt Verbindung genau hier: Im Kleinen. Im Leisen. Mit einem Kraut in der Hand. Und einem offenen Herzen.

Ich weiß: Ich stehe selbst noch ganz am Anfang. Denn das Wissen um die Pflanzen ist unendlich tief. Vielschichtig. Über Generationen getragen. Manches davon wissenschaftlich erklärbar. Vieles davon intuitiv erfahrbar. Und genau das liebe ich so daran.

Ich freue mich über jede Begegnung, über jeden Menschen, den ich mit meiner Begeisterung ein wenig anstecken darf. Denn was gibt es Schöneres, als gemeinsam mit den Pflanzen (wieder) in Verbindung zu gehen?

 
Weiter
Weiter

Was ein Glas Erdbeer-marmelade mit Burnout zu tun hat.