Was eine Erdbeer-marmelade mit Burnout zu tun hat.

Stille Erschöpfung –

das klingt harmlos. Fast poetisch. Aber sie ist alles andere als das. Es ist das Gefühl, dass das Leben anstrengender wird. Nicht auf einen Schlag. Sondern leise. Schleichend. Du redest es klein: „Ich brauch einfach mal ein Wochenende Ruhe.“ Doch es wird nicht besser. Die To-Do-Liste wird länger. Das Gedankenkarussell lauter. Die Dinge, die einst leicht von der Hand gingen, wirken plötzlich unüberwindbar.

Du sagst Einladungen ab, weil schon der Gedanke an Geselligkeit zu viel ist. Du lächelst tapfer, kaschierst die Erschöpfung mit überschwänglicher Heiterkeit – bis du irgendwann gar nicht mehr lachen kannst. Dein Körper ist müde, doch Schlaf schenkt keine Erholung. Selbst dein Lieblings­essen schmeckt nach nichts und das macht dich doppelt traurig. Denn du möchtest dich freuen, kannst es aber nicht. Da ist nur Leere.

Dann stehst du im Supermarkt, vor dem Marmeladenregal. Tränen in den Augen – nicht, weil es keine Erdbeere gibt, sondern weil du dich zwischen fünf Sorten nicht entscheiden kannst. Zu viele Möglichkeiten, zu wenig Kraft. Aus Angst, die „Falsche“ zu wählen, gehst du mit leeren Händen nach Hause.

So war es bei mir. So bin ich in ein Burnout geschlittert.

Ich kenne auch die andere Seite.

Du merkst, eine geliebte Person verändert sich. Ist gereizt, unaufmerksam, irgendwie nicht mehr richtig da. Du denkst: „Wird schon wieder. Ist sicher nur Stress.“ Du bietest Gespräche an. Aber die Antworten bleiben vage: „Alles gut. Muss nur mal abschalten.“ Doch die Person wird stiller. Zieht sich zurück. Ist immer wieder krank. Verspannt. Abwesend.

Du möchtest helfen. Aber wie? Du bist da – aber es kostet Kraft. Du willst, dass sie wieder lacht, wie früher. Gleichzeitig brauchst auch du mal jemanden zum Anlehnen. Aber du traust dich nicht, das zu sagen. Du willst sie nicht zusätzlich belasten. Also bleibst du still. Und so dreht sich die Spirale weiter. Immer weiter.

Ich schreibe das, weil ich weiß, wie leicht es ist, diese Anzeichen zu übersehen. Nicht aus Gleichgültigkeit, sondern weil wir uns so sehr wünschen, dass alles „normal“ bleibt. Weil wir funktionieren. Weil wir oft nicht wissen, wie wir ansetzen sollen.

Ich schreibe als Coachin für mentale Gesundheit, Stress- und Burnoutprävention, aber auch als ehemals Betroffene und Angehörige. Ich kenne all diese Facetten. Ich habe gesehen, gefühlt, geschwiegen, gezweifelt. Und ich habe gelernt, zu sehen, wann es ernst wird. Und was dann zu tun ist.

Deshalb schreibe ich. Weil wir oft zu lange warten. Weil ich weiß, wie viel Kraft es kostet, still zu leiden. Mein Appell: Warte nicht, bis dein System dich zum Stillstand zwingt. Vertraue deinen inneren Signalen – sie irren sich nicht. Es gibt Wege zurück zur Lebendigkeit, zurück zur Leichtigkeit. Du musst sie nicht allein gehen.

Höre hin. Sprich es aus. Hol dir Unterstützung. Dein Leben ist kostbar.

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Zwischen Highspeed und Herzschlag.